Orthesen sind medizinische Hilfsmittel und dienen der Unterstützung der Gelenke. Sie werden von außen um ein Gelenk gelegt, um es zu umschließen und sorgen so für eine sichere Führung, stabilisieren, korrigieren, fixieren und entlasten den Bewegungsapparat oder sorgen für eine Ruhigstellung.

Sie helfen den Patientinnen und Patienten im Alltag, aber auch bei der Rehabilitation oder physiotherapeutischen Übungen. Sie kommen nach Operationen oder Unfällen zum Einsatz aber auch bei angeborenen Fehlstellungen oder Verschleißerscheinungen.

Orthesen bestehen im Gegensatz zu Bandagen meist aus festeren Materialien, wie zum Beispiel Kunststoff oder Faserverbundwerkstoff.

Typische Einsatzbereiche sind:

• Vorbeugung, Reduktion und Stabilisation von Fehlstellungen
• Stabilisierung und Einschränken der Gelenkbeweglichkeit bei der Rehabilitation
• Ausgleich von Muskelschwächen oder gezielte Kontrolle von Verkrampfungen
• Reduktion oder Umverteilung von Gelenkbelastung
• Ausgleich bei verkürzten oder fehlgeformten Körperteilen

Unsere Orthesen sind in den allermeisten Fällen individuelle Maßanfertigungen, die in enger Absprache mit ihnen, als Eltern, ihrem Kind, den Ärzten und Therapeuten konzeptioniert werden.

Dabei wird genau besprochen, welche Art und Ausführung von Orthese am geeignetsten für ihr Kind ist und welches Ziel mittel- und langfristig in der Therapie erreicht werden soll.

Hierbei haben wir die Möglichkeit verschiedenste Materialien einzusetzen, die genau auf das Krankheitsbild und den Einsatzzweck der Orthesen abgestimmt sind.

Die Materialien, die verwendet werden, reichen von weichen Silikonen über starre und teilflexible Kunststoffe bis hin zu Faserverbundwerkstoffen (z.B. Karbon). Wir suchen die Materialien gezielt aus oder kombinieren sie, um das Hilfsmittel zu fertigen, das ihrem Kind eine gute Passform und den größten Nutzen bringt.

Hier ein Überblick über gängige Orthesenversorgungen:

• Fußorthesen
• Ringorthesen
• Klumpfußorthesen
• Dafos
• Unterschenkelorthesen
• Knieorthesen
• Ganzbeinorthesen
• reziproke Gehorthesen
• Fingerorthesen
• Handorthesen
• Armorthesen

Eine Rumpforthese (Korsett, Mieder) ist eine stabile Stützkonstruktion des Rumpfes. Man unterscheidet passive und aktive Rumpforthesen. Passive Rumpforthesen sind sogenannte Stützkorsetts, die vorrangig folgende Aufgabe haben: Entlastung, Unterstützung und Bettung (vorwiegend bei Schmerzen oder instabilen Wirbelsäulen). Die aktiven Rumpforthesen werden zur aktiven Korrektur der Fehlstatik der Wirbelsäule eingesetzt. Bei ihrem Kind geschieht das am wirksamsten in der Wachstumslenkung.

Typische Einsatzbereiche sind:

• Idiopathische Skoliosen
• Kongenitale Skoliosen
• Neuromuskuläre Skoliosen

Gefrästes Scan-Modell mit individuell angefertigtem, modifiziertem Skoliose-Korrektur-Korsett

Idiopathische Skoliosen:

Die Ursache der Skoliose ist in rund 80% der Fälle unbekannt und wird als idiopathische Skoliose bezeichnet. Häufig besteht eine familiäre Vorbelastung. Mädchen sind vier Mal häufiger betroffen als Jungen.

Kongenitale Skoliosen:

Die kongenitale Skoliose entsteht durch angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper, welche verwachsen oder nur halb ausgebildet sind.

Neuromuskuläre Skoliosen:

Neuromuskuläre Wirbelsäulenerkrankungen sind gekennzeichnet durch mangelnde Körperkontrolle, unzureichende Stabilisierung des Rumpfes sowie muskuläre Insuffizienz. Infolgedessen kommt es zu einer permanenten Fehlhaltung. Es entwickeln sich oftmals ausgeprägte Verkrümmungen der Wirbelsäule, welche als neuromuskuläre Skoliosen bezeichnet werden. Mithilfe der stabilisierenden Wirkung eines Korsetts erhält ihr Kind eine optimierte Rumpfhaltung und somit eine bessere Rumpfkontrolle. Dies wiederum verbessert die Kopfhaltung und die Einsatzmöglichkeit der Arme. Auch die Kommunikationsfähigkeit wird positiv beeinflusst und somit mehr Selbständigkeit im Alltag erreicht.

Eine individuelle und maßangefertigte Rumpforthese ist angezeigt, da die motorischen Fähigkeiten durch die Orthese unterstützt werden sollen.

Diese besteht aus unterschiedlichen flexiblen Materialien mit stützender, korrigierender und/oder entlastender Funktion. Ein Kompromiss aus Korrektur und Alltagstauglichkeit steht dabei jederzeit im Fokus und wird individuell mit ihnen und ihrem Kind abgestimmt.

Auch Stoma- und Sondenausgänge werden ausgespart, um einen üblichen Alltagsablauf zu ermöglichen.

Die Tragezeit der Orthese soll so hoch wie möglich sein. Deshalb weisen wir sie, als Eltern, Bezugspersonen in Kindergarten, Schule und Einrichtungen, in das korrekte Anlegen der Orthese ein.

Im Gegensatz zu den idiopathischen Skoliosen bedeutet bei neurogenen Skoliosen der Wachstumsabschluss nicht das Ende der Korsett-Behandlung. Die gelähmte oder spastische Muskulatur führt dauerhaft zu Asymmetrien der Rückenmuskulatur, welche die Skoliose hervorrufen. Dies ändert sich auch im höheren Alter nicht. Die Rumpforthese wird somit zum lebenslangen, hilfreichen Begleiter.

Ablauf im Überblick:

• Arztbesuch, Diagnose, Röntgenaufnahme
• Beratung und Therapieentscheidung
• ausführliches Gespräch mit uns, ihren Orthopädiemechaniker, bei anstehender Korsettversorgung
• Gipsabdruck oder Scan
• Anfertigung des Korsetts mit Auswahl der individuellen Farbe oder des Musters
• Eingewöhnung (ca. vier bis sechs Wochen) mit Kontrolle
• Röntgenaufnahme mit Korsett zur Überprüfung der Korrekturwirkung
• Dauerhaftes Tragen der Orthese bis zum Wachstumsabschluss bzw. bis zur Stabilität der Wirbelsäule
• Intensive Physiotherapie und körperliche Aktivität
• Ärztliche Überwachung und regelmäßige Kontrollen im Abstand von acht bis zehn Wochen, ggf. Änderung des Korsetts, Erörterung von Problemen mit dem Orthopädiemechaniker, Stärkung der Motivation